Dienstag, 29. Dezember 2009

Zeichen der Zeit



Dieses Bild entstand in einem verlassenen Kloster in Griechenland.
Viele Orte der inneren Einkehr stehen in diesem Land verlassen und
die Zeichen stehen nicht gut, dass diese Räume in absehbarer Zeit
wieder gefüllt werden. Es gibt sie, die Inseln der Stille und des
Friedens, auch an diesem Ort noch, aber die Mauern sind alt und
der Regen tropft von vielen Stellen der schützenden Decke - .

Zeichen der Zeit ?

Ja, und mit Sorge schaue ich in die Zukunft. Warum mit Sorge?
Weil es mehr hungernde und sterbende Seelen gibt, als Orte,
an denen sie genesen. Weil das Feuer erlischt, das dem Inneren
des Menschen Ruhe und Wärme spendet. Die letzten Oasen die wir
noch kennen, wie lange werden sie noch stehen ?

Noch können wir dem Großstadtlärm entfliehen, noch haben wir
schützende Grenzen, die uns vom Wahnsinn blutender Völker
trennt - wie lange noch ?

Den Ort seiner inneren Einkehr zu schützen, erscheint
mir wichtiger denn je und wer sollte sich darum kümmern,
wenn nicht ich ? Die "Welt" kann es nicht:


Donnerstag, 24. Dezember 2009

Warum Reisen wir?


"Auch dies, damit wir Menschen begegnen, die nicht meinen, daß sie uns kennen ein für allemal; damit wir noch einmal erfahren, was uns in diesem Leben möglich sei - Es ist ohnehin schon wenig genug.”

(M.F.)

Samstag, 7. November 2009

Klangkörper


Wenn wir Instrument sind, vielleicht Klangkörper für eine Musik die wir noch nicht ganz begreifen, wer spielt uns ? Und wenn wir gespielt werden, wo ist dann unsere Freiheit?
Es gibt Menschen die sagen, dass wir die Musiker sind. Andere treten als Werkzeug einer Idee in die Welt, wollen Klangkörper sein für ein Prinzip an das sie glauben.

Was, wenn wir vergessen haben, dass wir es sind, die das Instrument gebaut haben auf dem wir spielen?

Montag, 26. Oktober 2009

Eine Seele, die so alt ist wie die Geschichte unserer Welt


Ich habe sie gesehn. Es war Herbst und die Blätter fielen goldgelb
von den Bäumen. Die Luft roch nach frischem Laub und durch die
Baumkronen schien die Sonne auf den schmalen Pfad,
der mich immer tiefer in den Wald führte.

Sie stand vor einem See. Weit gereist durch Zeiten,
erwacht im Leben durch den Tod. Mußte fallen, steigen
- Zeitlos.
Welche Orte hatte sie gesehen, fern von der
Heimat?
Nur der Wind rauschte in den Blättern, aber so sehr
ich ihm zuhörte, allein aus meinem Innern stieg die Ahnung von
der Größe dieses Weges.
Aus den Tiefen ihrer Augen eine Antwort.
Doch woher kam sie, wohin wollte sie gehen?
Der Körper erschien mir fast zerbrechlich.
Eine Seele, die so alt ist wie die Geschichte
unserer Welt, ein Körper, so alt wie der Morgen.

Sie stieg in ein Boot und fuhr in die Mitte des Sees;
Nebel stieg auf und ich verlor sie aus dem Blick.
Ich weiß nicht wohin sie gegangen ist,
aber seit jenem Tage weiß ich,
dass sie irgendwo da draußen ist:
der Wind und der See haben sie gesehn.

Samstag, 10. Oktober 2009

are you listening


Es gibt eine Welt hinter der Sichtbaren.
Man hört sie nicht, sieht sie nicht, aber sie ist da.
Man hört sie und sieht sie.

Wer in die Stille geht, wird hören.
Wer in die Stille geht, wird sehen.


Montag, 21. September 2009

Am Bahnsteig des Lebens


Am Bahnsteig des Lebens -
Warten, damit das Erwartete eintritt.
Auf Durchreise.
Warten auf die Stimme die uns sagt, dass wir den richtigen Weg gwählt haben;
Hast du den richtigen gewählt?
-Ich sehe nocheinmal auf meine Fahrkarte-
Wann hast du dich entschieden diesen Weg zu gehen?
Ich denke:
Jede Reise ist neu.
(Und auch wenn es scheint, als wäre die Heimat gefunden,
So zieht es die Seele wieder hinaus, denn sie will weiter)
- Warten am Bahnsteig

Sonntag, 20. September 2009

Türen


Es sind die qualvollen Stunden die uns Stille machen und eine offene Tür,
Die uns des Lebens entläßt.
Doch der Tod bleibt nur ein Durchgang, zu den andern Ufern des Lebens.
Vielleicht schon geschieht es im Leben,
Das einer wacht und durch die Schwelle tritt.
Den anderen wird dann, wenn alles entgleitet,
Die Stunde des Todes Helfer und Führer sein:
Dann werde sie sehen, das ihr Leben nur Gleichnis war
Und das ihr Sterben Fortschreiten ist.

Ich lese bei Rilke:
"Freilich ist es seltsam, die Erde nicht mehr zu bewohnen,
kaum erlernte Gebräuche nicht mehr zu üben,
Rosen, und andern eigens versprechenden Dingen
nicht die Bedeutung menschlicher Zukunft zu geben;
das, was man war in unendlich ängstlichen Händen,
nicht mehr zu sein, und selbst den eigenen Namen
wegzulassen wie ein zerbrochenes Spielzeug.
Seltsam, die Wünsche nicht weiterzuwünschen. Seltsam,
alles, was sich bezog, so lose im Raume
flattern zu sehen. Und das Totsein ist mühsam
und voller Nachholn, dass man allmählich ein wenig
Ewigkeit spürt. - Aber Lebendige machen
alle den Fehler, dass sie zu stark unterscheiden.
Engel (sagt man) wüssten oft nicht, ob sie unter
Lebenden gehn oder Toten. Die ewige Strömung
reißt durch beide Bereiche alle Alter
immer mit sich und übertönt sie in beiden.


Schließlich brauchen sie uns nicht mehr, die Früheentrückten,
man entwöhnt sich des Irdischen sanft, wie man den Brüsten
milde der Mutter entwächst. Aber wir, die so große
Geheimnisse brauchen, denen aus Trauer so oft
seliger Fortschritt entspringt -: könnten wir sein ohne sie?
Ist die Sage umsonst, dass einst in der Klage um Linos
wagende erste Musik dürre Erstarrung durchdrang;
dass erst im erschrockenen Raum, dem ein beinah göttlicher Jüngling
plötzlich für immer enttrat, das Leere in jene
Schwingung geriet, die uns jetzt hinreißt und tröstet und hilft."

(R.M.Rilke - Auszug aus der ersten Duineser Elegie)

Samstag, 29. August 2009

Im Spiegel der Zeit

Wo bleiben eure Fragen ?
Am Tage sucht ihr den Frieden -scheinbar,
um in der Nacht ungestört hinter der Maske eures Daseins das alte Lied zu singen.
Wo bleiben eure Antworten ?
Ihr redet von Fortschritt und verständnissvoll legt ihr die Arme um die Lügen eures Nächsten.
In euren Taten: keinen Meter schreitet ihr voran.
Wenn ihr doch den Sinn verliert, verliert ihn ganz-
Etwas Neues und Ganzes zu werden bleibt unsere einzige Hoffnung.

"Aber inmitten dieser rerum concordia discors und der ganzen wundervollen Ungewissheit und Vieldeutigkeit des Daseins stehen und nicht fragen, nicht zittern vor Begierde und Lust des Fragens, nicht einmal den Fragenden hassen, vielleicht gar noch an ihm sich matt ergötzen — das ist es, was ich als verächtlich empfinde, und diese Empfindung ist es, nach der ich zuerst bei Jedermann suche: — irgend eine Narrheit überredet mich immer wieder, jeder Mensch habe diese Empfindung, als Mensch. Es ist meine Art von Ungerechtigkeit."

(F.Nietzsche aus "Die Fröhliche Wissenschaft" erstes Buch)

Donnerstag, 28. Mai 2009

Fragment eines Augenblicks

Seele - die du Veränderung schmerzvoller schaust,
Als das Halten verstorbener Äste von Gestern,
Im Untergang tragen sie schon heute,
Ihr Äußeres zu Grabe.

Vergiss nicht, dass dein Leben Aufbruch ist und Wandel,
Und das im Halten, dir Liebende,
Entgleitet das Liebste,
Das so zart in deinen Händen liegend,
Und ein Ewiges begräbst, hälst du sie fest.

Die Räume deiner Nächte,
Weißt du noch als Sterne sie erhellten,
der Mond dein Bruder war?
Im Herzen Sehnsucht tönte leise, Dir,
Als nach ewig, langer Reise du schautest in das Firmament,
Am Ende Frieden fandest,
In deiner Heimat wahren Ursprungs.

Vergiss nicht, das dein Sehnen nach dem Einen,
Sich erst erfüllt,
Wenn Du beendet hast das Wandern durch die Zeiten,
Und sich die Kreise schließen,
Im Anfang, den du selbst gewählt.

Die Räume deiner Tage,
Weißt du noch als Sonnenstrahlen sie erhellten,
Und dir die Erde Schwester war ?
Am Abend fernes Sehnen,
Süß und Schmerz zugleich,
Dich wiegten in ein fernes Reich.

Vergiss nie:
Wenn du lassest ziehen liebend deine Liebe,
Du hältst sie ewig fest.

Sonntag, 24. Mai 2009

Ich fühle mich fremd hier, auch wenn ich dazugehöre


Hunderte von Menschen strömen an mir vorbei, aus Boutiquen und diversen Läden. Es ist laut und chaotisch, überall wird gesprochen, gelacht und geschrien. Am Rande des Chaos, die Wächter der Stille, Mahner des Abgrunds - Zeichen unserer Zeit. Auf ihren Schildern steht: Arm, Arbeitslos, viele Kinder, Behindert. “Hast du mal nen Euro…”,ich höre die letzten Worte nicht mehr, werfe 50 Cent in den Eimer, gehe weiter. An der nächsten Straßenecke das gleiche Schauspiel: “Ich bin Obdachlos, sammle Geld für ein Frühstück…” Auch an ihnen strömen die Menschen vorbei, mit dicken Einkaufstaschen, klobigen Handys und goldenen Ketten. Ein paar Meter weiter erwecken Jugendliche meine Aufmerksamkeit. Auf dem T-Shirt des einen steht in schwarzen Druckbuchstaben: Fußball, Sex und Alkohol. Sein Gang ist krumm, seine Glieder hängen schlapp an seinem Körper herunter. Er ist Teil meiner Generation, wohin er wohl unterwegs ist ?

Mit im Bewusstsein schleppe ich die Nachrichten aus der Zeitung von heute Morgen. Sie berichten von Tod, Folter, Krieg, Zerstörung, Vergewaltigung, Tierschändern, Blutfehden, Terrorismus, Amokläufern, Selbstmördern etc. Wenn ich mir daneben die Sendungen denke, die täglich auf das moderne Bewusstsein unserer Zeit wirken, ich meine hier als Beispiel diverse Kochsendungen, “Deutschland sucht den Superstar” oder “Germanys next Topmodel”, allgemein die oberflächliche Medienkultur (sie gehört aus meiner Sicht zur Fast-Food-Kultur der Moderne), so wundert es mich nicht, das sich im Bewusstsein vieler Menschen wenig, in den Tatsachen des täglichen Lebens fast gar nichts rührt, was auf irgendeine Besserung hoffen lassen könnte. Es gibt sie, Besserungen und positiven Seiten des Lebens. Sie haben ihre Wirkung in der Welt, aber mit einem Aufzeigen dieses Gegenpols sind die groben und krassen Mißstände nicht behoben. Ich bin nicht einer der Menschen, die sagen, es läge nur am eigenen Standpunkt, an der eigenen Perspektive, ob die Welt gut oder schlecht ist, oder beides, oder gar nichts von den genannten Atributen. Es gibt Menschen, die können nur das "Gute" sehen und vergessen dabei, für das "Gute" zu kämpfen. Für mich ist es wesentlich, aus welcher Perspektive ein Mensch schaut, aber im konkreten Fall sind Taten gefragt. Es gibt Stimmen die sagen, es hat schon immer Arme und Reiche gegeben, das würde sich nie ändern, da kann man nichts machen. Ich denke, wenn der Arzt meint, Krankheit an sich hätte es schon immer gegeben und würde dann einem schwerkranken Menschen seine Hilfe verweigern, welchen nutzen hätte das für den, der um Hilfe bittet und welchen Eindruck würde das hinterlassen?

Dieses Aufzeigen sozialer Missstände ließe sich endlos weiterführen, das ist für viele Menschen nichts neues. Dennoch ist "Modern", das sich die Neuzeit inzwischen immer mehr an diese krassen Wiedersprüche, sozialen Problematiken, gewöhnt hat und das es zum Alltag gehört, wenn neben der Ausstrahlung von Big Brother in deutschen Stuben, in der sich das menschliche Flachland selbst feiert, in einem anderen Teil der Welt Menschen auf brutale Weise zu Tode kommen. Ich schreibe das hier, weil ich denke, das wir mit einem neuen Bewußtsein der Welt (durch die Kommunikationsmöglichkeiten der hochentwickelten Medien), auch eine andere Ver-antwortung erhalten haben. Die Antwort ist aus meiner Sicht fragwürdig - sicherlich gibt es auch hoffnungsvolle Initiativen und Bewegungen.

Ich frage mich, was regt sich in der menschlichen Seele, wenn sie am Abend vor dem Fernseher sitzt und sie die Nachrichten von Flüchtlingen erreicht, wenn sie die Leiden von Kriegsopfern erfährt, die Schicksale geschändeter Menschen und die Taten wahnsinniger Mörder, später dann einfach umschaltet? Es ist nur ein Knopfdruck und das Bewusstsein springt von den Schauplätzen, an denen Leichen das Tagesthema bestimmen in die nächste Talkshow, in der die Themen im einzelnen Ekel bereiten können. Dieses "aktive Nichtstun" und "Verdummen" in unserer Zeit gehört bei vielen Deutschen zum abendlichen (Fernseh)Programm. Es stinkt und ist zugleich alltäglich, wie der morgendliche Gang zur Toilette. Wem es zu viel wird, der schaltet (spült) einfach (um). Doch das die Schatten menschlichen Lebens nicht einfach weg sind, wenn man einen Knopf, oder die Spülung betätigt, ist eine Tatsache. Die Mentalität des "irgendjemand wird sich schon um die Scheiße kümmern" zeigt sich in den Zuständen unserer Zeit. Mich machen diese Dinge fragend. Welche Entwicklung ist das ? Ist das immer noch Fortschritt, oder nicht vielmehr Untergang?

So werde ich den Eindruck nicht los, das unsere Gesellschaft zutiefst gespalten ist. Das die Kluft der sozialen Schichten mehr denn je auseinanderklafft und das ein Sprechen über ein gerechtes Miteinander nur noch im Flüsterton geschehen kann, will man sich nicht der Kritik aussetzen, von einer Utopie zu sprechen, die so nicht umsetzbar ist: ,,man kann sowieso nichts ändern und es hat schon immer Arme und Reiche gegeben…”. Damit wird dem Zerfall der menschlichen Kultur und der Zerrüttung des Sozialstaates Tor und Tür geöffnet. Frage ich Jugendliche, Menschen meiner Generation, wie es weitergehen soll, wohin sie gehen wollen, so schaue ich in unschlüssige, ratlose Gesichter. Ich kann sie verstehen, denn ich bin auch ratlos, blicke ich auf die Zustände unserer Existenz. Was haben wir hier geerbt ?

Während ich so nachdenke erreiche ich ein liebgewonnenes Cafe. Ich setze mich und genieße die warme Sonne. Während ich meinen Cafe trinke, beobachte ich eine ärmliche Gestalt die Gästen um etwas Geld bittet. Ein Mann sucht nach seiner Geldtasche und gibt. Die kümmerliche Gestalt geht zum nächsten Lokal und wird von dem Herren, den sie dort anspricht, ignoriert. Der Kellner beobachtet das geschehen und vertreibt sie vom Gelände. Mit hängenden Schultern verlässt sie den Platz. In mir regt sich Sorge. Ich stelle mir vor wie es wäre, wenn ich an diesem Punkt stände und an was es lag, dass ich nicht an dieser Stelle stehe: Täglich um Geld betteln zu müssen, von vielen in der Gesellschaft verachtet zu sein, sich vielleicht als Ausgestoßener zu fühlen, oder den Großteil der eigenen Familie verloren zu haben, schwer krank zu sein [...]. Der Gedanke daran macht mich nachdenklich. Was bereitet mir Sorge, wenn ich diesen Menschen beobachte ? Sicherlich der Gedanke, selber in diese Situation zu kommen und das mir Hilfe verweigert wird. Ist mein Mitleid ein unbewusster egoistischer Zug? Gebe ich Geld aus Sorge um mich? Ja, auch weil ich mir um meine Zukunft sorgen mache, auch um die Zukunft meiner Kinder. Wenn ich gebe, dann ist das wohl auch Selbstpflege und Pflege für die Welt da draußen. Derjenige der geben kann, gibt sich selber und seinen Mitmenschen, Kindern und der eigenen Zukunft. Er weiß, das wir alle derHilfe anderer bedürfen und gibt deswegen. Eine gesunde Selbstpflege ist gleichzeitig die Pflege von "Welt", so erscheint es mir, ist auch Bedingung dafür, das sich soziale Missstände verändern. Es mangelt unserer Zeit an wahrer Fürsorge.

Dieser Gedanke wird vielleicht früher oder später mit Gewalt und Zerstörung in die Herzen der Menschen getragen werden, die das heute noch nicht sehen können. Denn wie lange werden sich Menschen und Wesen am Abgrund etwas gefallen lassen, was sie in den sicheren Tod bringt?


Freitag, 24. April 2009

Augenblicke


Manchmal sind es die kleinen Augenblicke, die das Leben verändern, einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Es gibt Momente, in denen man sich schnell entscheiden muss, wo es vielleicht keine zweite Chance gibt und die spurlos vorübergehen, ungenutzt, wenn man sie nicht geistesgegenwärtig ergreift. Achten wir auf solche Augenblicke, kleinen Momente im Alltag, wo die Wendepunkte unseres Lebens liegen, in denen wir uns verändern können.

"Der Mensch ist das Wesen, das immer entscheidet. Und was entscheidet es ? Was es im nächsten Augenblick sein wird." (Viktor Frankl)

Donnerstag, 9. April 2009

Ein Brief von Zion


Du,

kennst du das: Du läufst in der Stadt eine Straße entlang und beobachtest die Menschen um dich herum. Wie unterschiedlich sie laufen, sprechen, lachen und weinen. Vielleicht fragst du dich wer sie sind, was sie machen. Wo kommen sie her, wohin gehen sie? Wie unterschiedlich die Lebenswege sein können. Hier und dort kreuzen sie sich, gehen ein Stück gemeinsam, bis sie sich verlieren. Tagtäglich zeichnen sich diese Lebenswege in die Geschichte unserer Welt. Ein riesiges Gewebe von Beziehungen und Zerwürfnissen. Ich selber fühle mich wie ein Suchender in dieser Vielfalt. Ich suche Antworten. Antworten auf meine Fragen des Lebens und laufe durch die Stadt, das Dorf und sehe tausende Dinge. Zunächst unbekannt und unverwandt, noch nicht erkannt, tauche Ich in das Chaos einer Menschenmasse, finde mich in der Ruhe einer abgelegenen Berglandschaft wieder... Hier und dort, nach ersten Zeiten der Reise, nach Eindrücken und Er-leben merke ich, das vielleicht nirgendwo der rechte Ort ist um zu verweilen, spüre in mir ständig eine treibende Kraft die mich nicht lässt und merke am Ende, das das was ich suche vielleicht gar nicht dort „draußen“ ist –

Dann, in einem „kleinen“ Raum: Liebe - ich schaue in deine Augen und Du in meine.

Unsere Blicke treffen sich für eine Ewigkeit und gemeinsam sind wir es, die in diesem Moment dem Berge seine Majestät verleihen, dem Meere seine Kraft und der Sonne ihre Stärke. Was wären diese Dinge ohne meine Sehnsucht nach Dir und die treibende Kraft deiner Seele, unserer Berührung. Was wäre ich ohne sie, die mir zeigen das Du es bist, nach der ich mich sehne. Das Du es bist, die mir erscheint am Morgen wenn die Sonne aufgeht, wenn ich laufe durch den tiefen Wald und die mich leitet bei Nacht.

Zion

Freitag, 20. März 2009

Ethisches Handeln = Willkür ?


Ich bin Kriegsdienstverweigerer. “Warum?”

Aus Gewissensgründen: meine ethisches Verständnis von (Miteinander-)Leben steht gegen Gewalt und ich möchte keine Waffe in den Händen halten, mit der ich andere Menschen verletzen kann. Gewalt führt zu Gegengewalt!

“Sie sind Zeuge, wie ein Amokläufer während der Pause auf den Schulhof stürmt und wild um sich schießt. Einige Kinder sind schon getroffen und wahrscheinlich schwer verletzt. Er steht genau unter dem Fenster, von dem aus Sie in diesem Augenblick die Situation erfassen. Ein schwerer Gegenstand ist für Sie greifbar. Würden Sie diesen geistesgegenwärtig gezielt auf den Amokläufer hinabwerfen, um die Kinder zu retten?”

Hier nicht zu handeln wäre das unmenschlichste, was ich mir vorstellen kann!

“Sie sind also nicht prinzipiell gegen Gewalt?”

…Unter diesen Umständen: Nein.

“Für nichts anderes aber als für einen solchen extremen Fall ist auch die Bundeswehr geschaffen worden: Nicht dem Angriff dient sie, sondern ausschließlich der Verteidigung.”

Das ist etwas anderes.

“Ist es das? Sie geben an aus Gewissensgründen den Wehrdienst zu verweigern, konsequent jede Art von Gewaltanwendungen abzulehnen. Dann müssten Sie auch gegenüber dem Amokläufer darauf verzichten und damit womöglich verheerende Folgen hinnehmen, die nur durch sofortiges und wirksames Eingreifen verhindert werden können.”

Sie müssen wissen das ich über Gewissen und Gewissensgründe ein anderes Verständnis habe.

“Bitte…!”

Eine grundsätzliche und unwiderrufliche Ablehnung jeder Art von Gewaltanwendungen, in welcher konkreten Lebenssituation auch immer, kann auch als Ausdruck eines fixierten Vorstellungslebens angesehen werden, das keinen Handlungssielraum zulässt. Das Gewissen wäre dann geradezu der Ausdruck eines zwanghaften Verhaltens. Ein solches fixiertes “Gewissen” stand aber bei mir nicht im Hintergrund.

“Damit stelllt sich aber eine neue Frage. Wenn das Gewissen also ganz und gar persönlich und von außen nicht überprüfbar ist, sagen wir damit nicht zugleich, dass das Gewissen eben subjektiv und im Hinblick auf objektive Kriterien letztlich sogar beliebig ist? Es ist ganz offensichtlich, dass heute weiterhin so empfunden wird. Die Befreiung von äußeren moralischen Zwängen seit den sechziger Jahren des vergangen Jahrhunderts zugunsten freier (Gewissens-)Entscheidung in der jeweiligen Lebenssituation hat sich so gründlich vollzogen, dass heute fast alles, was man persönlich für richtig hält, auch als gut erscheint. “Gut und Böse” also objektive Kategorien hören auf, eine Bedeutung zu haben, und damit auch “ethisches” Handeln. Oder?”

(Textpassagen z.T. von Michael Debus, aus "Spirituelle Ethik")

Sonntag, 15. März 2009

Zukunft soll das Thema sein (von Jelena B.)


Wo fängt diese an?
Der Tag morgen, die Stunde gleich: Zukunft.
Dabei meint man mit Zukunft das Leben nach dem Leben, welches man grade lebt.

Lebensabschnitte:
-jetzt Schule, dann Studium, dann Arbeit. Oder so.

„Was willst du später machen?“
- Damit ist Ausbildung gemeint, nicht, ob ich später mal reiten möchte, Socken für meine Kinder (auch ein Teil meiner Zukunftsvorstellung) stricken möchte, einen Garten bestellen möchte, zu ernten.
Nein!
Damit ist auch nicht gemeint, ob ich später einmal verrückte Dinge tun möchte.
Ob ich mal pinke Haare haben möchte, nein!

Damit ist gemeint, welchen öffentlichen, äußeren, offiziellen Weg ich gehen möchte.

„Was willst du dann machen?“
Dann –nach dem Jetzt.

„Reisen!“
„Aha, und DANN?“
Vielleicht möchte ich einfach sagen: „Leben!“
Aber das entspricht nicht den Vorstellungen einer Antwort.
Ja! Ich habe auch einen äußeren Weg.
Und dieser soll meinem inneren entsprechen. Das hoffe ich: dass er passt. Authentisch ist.

Zukunft also.
Pläne. Träume. Wünsche.

Und wann hört die Fragerei auf?
„Was wirst du machen?“
Und sollte man selbst irgendwann aufhören diese Frage an sich zu stellen?
Ist es nicht auch eine fortwährende Reflexion der Gegenwart?
- Bin ich JETZT zufrieden. Tue ich JETZT was ich tun will, wollte, sollte?

In meinem JETZT stehe ich unmittelbar vor dieser großen Frage.
Und das Schöne ist, dass ich noch keine Antwort habe.
Auf das DANN, auf das DANN nach dem DANN.
Und dass ich einfach vertraue.
Auf mich.
Entscheidungen zu treffen ist immer verdammt schwer.
Ja.
Aber irgendwie bin ich, ich Mensch, dazu in der Lage, die richtige zu treffen.
Auch wenn sie erst nach der falschen kommt. Irgendwie werde ich zu Erkenntnis gelangen.

Irgendwie?

In dem ich in mich schaue, in die Welt schaue und in dich –Mensch- schaue.

Samstag, 14. März 2009

Ich kenne Dich? Ich kenne mich? (Julia B.)



Wann kann ich sagen „Ich kenne Dich.“?


Du veränderst dich ständig, jede Minute bringt dich ein Stück

weiter. Nur merke ich das meistens nicht. Du bist nie vollendet.

Habe ich also überhaupt das Recht, zu behaupten, dass ich dich

kenne? Ich kenne das Bild, was ich mir von dir gemacht habe.

Aber dich? Ich kreiere mir ständig Bilder, Vorstellungen und

Einschätzungen meines Gegenübers.

Bist du gewissermaßen der, den ich in dich hineinsehe? Oder

der, den ich sehen will? Ist nicht irgendwann im gegenseitigen

Kennenlernen der Punkt erreicht, in dem die Kennenlern -

Quelle erschöpft ist, in dem man sich mit dem, was man kennt,

zufrieden gibt, sich in seiner Interessiertheit bequem zurück

lehnt und denkt „Ich kenne Dich“? Ich fälle ein Urteil, obwohl

ich lediglich einen Bruchteil kenne. Durch die Bilder, die ich

mir von anderen mache, weisen ich sie einer Rolle zu. Ich

verhindere damit zwar nicht, dass der andere sich verändert

(hoffe ich), aber ich begrenze durch meine Festlegung die

Möglichkeit, dass der Andere sich in mir verändert.

Ich habe auch von mir selbst Vorstellungen, wie ich denn sei.

Manchmal bin ich dann ganz überrascht, wenn ich Erfahrungen

mache, die sie widerlegen.

(„Ich dachte eigentlich immer, ich….“)

Mache ich mich dadurch selbst unfrei? Die Selbstreflexion ist

ja wichtig um mich selbst greifen zu können, um

einigermaßen Standkraft zu finden. Die Summe einer Vielzahl

von Momenten ist die Veränderung in dir.


Und in mir.


Ich will die Veränderung in dir sehen.


Und in mir.


Ich will auch, dass andere von mir wahrnehmen, dass ich mich

verändere, entwickle. Wahrscheinlich habe ich deswegen so

eine Allergie gegen Sätze, die so beginnen:

„Ich bin ja ein Mensch der, ….“ oder: „Der Soundso, der ist ja

soundso“.

Ich will keiner Rolle, keinem Typus zugewiesen werden. Und

das auch nicht bei anderen tun. Das passiert mir bestimmt

ganz oft, unbewusst und ohne dass ich es will.


Und woran liegt das?


Daran, dass ich ein Mensch bin.

Und als ein solcher, mit (leider) beschränktem Bewusstsein und

dem Bedürfnis nach Greifbarkeit in der Begegnung, kann es

leider nicht gelingen, jedes Mal mein Bild, oder besser: meinen

Eindruck, zu erneuern, zu überarbeiten oder auch: ihn zu

„updaten“.

Ich will meinen Gegenüber ja fassen und für mich greifbar

machen um ihm begegnen zu können. Es kann sogar richtig

störend und anstrengend sein, wenn ein Mensch nicht

„greifbar“ ist. Die selbstgemachten Bilder können mich

verblenden, bzw. blöd dazwischen funken, wenn ich versuche,

dich im Jetzt zu sehen und das was du jetzt gerade bist

wahrzunehmen. Vielleicht kann ich mir das hin und wieder

ins Bewusstsein rufen, genau hinschauen, mein Bild

überprüfen und ein Update starten:


Ich will keine Bilder gestalten,

Stattdessen Vielfalt entfalten,

Denn der Moment verändert sich

Und er verändert

Dich und mich.


Einen wunderbaren Text zu diesem Thema hat Max Frisch geschrieben:

Max Frisch, Tagebuch 1946 – 1949; „Du sollst dir kein Bildnis machen“