Donnerstag, 20. November 2008

Nachricht an einen Reisenden in Äthiopien



Deine Erlebnisse zeugen von einer anderen Welt. Ich selber sitze gerade in meiner gemütlichen Wohnung und werde gleich mein Frühstück zubereiten. Es gibt Toast, Ei ( von Demter), Schinken (aus Italien), Käse (aus Frankreich), Butter (aus den Netherlands) , Müsli (aus der Schweiz), Marmelade (aus der Bundesrepublik) und aus Friesland kommt die Milch. Zum mittag gibt es Tintenfisch aus Griechenland mit herrlichen Oliven aus der Türkei, sowie Paprika aus Spanien.
Das in Äthiopien schätzungsweise 49 % der Bevölkerung unterernährt sind, steht im vollen Kontrast zum meinem Frühstückstisch. Was machen wir hier in Deutschland nur!?

Wenn ich durch den Supermarkt gehe stehe ich einer Produktpalette gegenüber die jedes vernünftige Maß sprengt. 60 verschiedene Arten von Senf, Butter oder Joughurts...die Kette ist endlos lang und für jedes Produkt gibt es unzählbare Alternativsorten.
Etwas sitzt mir im Nacken und mahnt mich: ,,Kaufe nicht hier ein, geh zum Biomarkt, nimm Fairtrade..." Ein Blick in meinen Geldbeutel führt zum schnellen Tod dieser Stimme und ich drehe weiter meine Runden in dem Paradies der Lebensmittelindustrie.
Eine Stimme hinter mir: ,,Schatz, nehmen wir dieses oder das hier ?" Eine leicht erregte, männliche Stimme antwortet: ,,Nimm das mit viel Inhalt und das uns am wenigsten kostet!"
Noch jemand, bei dem wohl schon so einige Stimmen den Tod gefunden haben.
Quantität statt Qualität - das ist wohl das Motto vieler Menschen heute.

Ich stehe im Bioladen. Mein Korb halb voll und mit dem notwendigsten bestückt, stehe ich eine gute halbe Stunde vor der Kasse und warte auf die Kassiererin. Wenn es sonst immer sehr hektisch im Supermarkt zugeht, so geht es hier um Meditation beim Einkauf. Ich nutze die Gelegenheit und betrachte den Laden. Viele regionale Produkte zeugen von einem anderen Bewußtsein bei den Lebensmitteln.
Eine freundliche Dame kommt vom Käsestand lächelnd auf mich zu und zieht die Ware über den Scanner. Als ich die Summe sehe ist mir kurz mulmig, aber ich will mich ja ändern. Beglückt verlasse ich den Laden und glaube etwas gutes getan zu haben. Eine Stimme in mir: ,,Hast du wirklich etwas gutes getan? Was ist es denn was wir als Menschen ändern müssen, damit diese Ernährungskontraste in der Welt sich anpassen. Ist es wirklich der Gang zum Bioladen, das kaufen von Produkten der Klasse Fairtrade?"

1 Kommentar:

Shaira hat gesagt…

Hallo :)

Also ich denke, ein wichtiger Punkt im Umgang mit Lebensmitteln allgemein ist, dass man bewusst mit ihnen umgeht. Ich kaufe z.B. durchaus gerne Bioprodukte, soweit es mein Geldbeutel zulässt, weil sie z.B. weniger schadstoffbelastet sind, mehr Vitamine etc. enthalten und somit einfach gesünder sind. Die Tatsache, dass sie oft aus der Region stammen und dadurch auch für die Umwelt besser sind kommt positiv hinzu. Aber dennoch denke ich, dass nicht allein die "Biophilosophie" richtig ist. Wenn man es sich nicht leisten kann, hat man diese Wahl vielleicht einfach nicht. Aber viele Menschen gehen allgemein sehr unbedacht mit Lebensmitteln um, wieviel wird jeden Tag weggeworfen - egal ob privat oder in großen Supermärkten. Manchmal wegen einer verbeulten Verpackung oder einem abgelaufenen Mindesthaltbarkeitsdatum (obwohl manche Produkte sehr viel länger haltbar sind)...das finde ich wirklich schlimm.
Ich selbst schaue nicht so genau aufs Haltbarkeitsdatum (außer bei solchen Sachen wie rohem Fleisch) sondern schaue lieber erstmal nach ob der Joghurt oder was auch immer noch gut ist. Leider stößt man mit diesem Rat oft auf taube Ohren...
Aber man muss eben klein anfangen (bei sich selbst) und vielleicht kommt es nach und nach dann doch zu einem Umdenken.

Liebe Grüße,
Annett