Samstag, 29. August 2009

Im Spiegel der Zeit

Wo bleiben eure Fragen ?
Am Tage sucht ihr den Frieden -scheinbar,
um in der Nacht ungestört hinter der Maske eures Daseins das alte Lied zu singen.
Wo bleiben eure Antworten ?
Ihr redet von Fortschritt und verständnissvoll legt ihr die Arme um die Lügen eures Nächsten.
In euren Taten: keinen Meter schreitet ihr voran.
Wenn ihr doch den Sinn verliert, verliert ihn ganz-
Etwas Neues und Ganzes zu werden bleibt unsere einzige Hoffnung.

"Aber inmitten dieser rerum concordia discors und der ganzen wundervollen Ungewissheit und Vieldeutigkeit des Daseins stehen und nicht fragen, nicht zittern vor Begierde und Lust des Fragens, nicht einmal den Fragenden hassen, vielleicht gar noch an ihm sich matt ergötzen — das ist es, was ich als verächtlich empfinde, und diese Empfindung ist es, nach der ich zuerst bei Jedermann suche: — irgend eine Narrheit überredet mich immer wieder, jeder Mensch habe diese Empfindung, als Mensch. Es ist meine Art von Ungerechtigkeit."

(F.Nietzsche aus "Die Fröhliche Wissenschaft" erstes Buch)

8 Kommentare:

Annemarie hat gesagt…

Was ist denn diese neue und Ganze? *neugierigbin*

Einen Menschen umarmen heißt nicht, sein Lügen streicheln. Umarmen heißt, für den anderen da sein, ihm die Möglichkeit geben, sich anzulehnen oder Trost zu erfahren - gerade wenn er sich mal wieder selbst belogen hat.

:)

Anonym hat gesagt…

Wie kann man einem Blinden erklären was Farben sind, wenn er sie noch nie gesehen hat?

Anonym hat gesagt…

Tja, das ist wohl die große Kunst des Könnens. Keine Ahnung, wie man einem blindgeborenen Farben erklärt. Vielleicht muss man sie ihm gar nicht erklären.
Ich glaube, dass bei blinden Menschen der sogenannte Komplementäreffekt funktioniert. Das heißt, sie könnten darüber etwas über Farben erfahren, indem sie jeweils die gegenfarbe wahrnehmen - geistig sozusagen.

HeymM hat gesagt…

Einen von Geburt an blinden Menschen eine Farbe zu erklären ist nicht möglich!

Wenn er nie etwas von der Welt gesehen hat kann man ihm auch nichts Vergleichbares beschreiben.

Z.B. das eine Zitrone gelb ist. Oder das eine Wiese grün ist.

Auch über die Wärme wird er die Farbe nicht "sehen" können.

CP hat gesagt…

Ich denke der zweite Post bezog sich auf die Frage: ,,Was ist denn dieses Neue und Ganze", die Kerstin Zahariev angeführt hatte.

Ich denke das es ad hoc schwer zu erklären ist, was den Mensch "Ganz" macht. Zumindestens hier in diesem Rahmen. Es gibt Menschen, die hatten und haben die Fähigkeit darüber Bücher zu schreiben - zB. Ken Wilber.
Ich selber lese gerade das Buch "Kosmos, Logos, Eros." In diesem Buch beschreibt K.W. eine "Integrale Perspektive" über den Kòsmos, in der der Mensch lebt, dessen Teil/Ganzes er ist und wird.

Ich versuche manchmal in meinen Texten auf dieses "Ganze" zu deuten. Es gibt Momoente, in denen dazu nur wenige Worte notwendig sind. Dennoch ist auch immer ein lesender Mensch notwendig, in dessen Seele dieses Ganze schon gesehen wird, bzw anfänglich erkannt ist. Sonst sind die Worte eben nur Worte, die keine Resonanz in der Innenwelt einer Seele finden. Es gibt ja klassische Stücke, in die Menschen einen ganzen Kosmos hineinlegen, andere Hören dabei nichts, außer eine Aneinanderreihung von Tönen.

Auf den ersten Beitrag von Kerstin Zahariev ensteht in mir der Eindruck, dass meine Worte nicht richtig gelesen wurden - und ich meine hier ausdrücklich nicht richtig gelesen - denn ich habe nicht geschrieben, das wenn man einen Menschen umarmt, das man damit gleichzeitig und prinziell seine Lügen streichelt.

Es Grüßt aus Dortmund,
Christoph

Annemarie hat gesagt…

Lieber Christoph Prange, dann haben wir wohl beide nicht richtig gelesen. Ich bezog meine Aussage auf einen Teil des Beitrages von Ihnen (Dir?, wenn es genehm ist) - nämlich diesen hier: "...Ihr redet von Fortschritt und verständnissvoll legt ihr die Arme um die Lügen eures Nächsten."

Fortschritt ist an sich gut und auch erforderlich, aber nicht, wenn er über alles und jeden hinwegfegt und einem die Luft zum Atmen nimmt. Dann werden Menschen gezwungen zu lügen, zu lügen, um sich selbst zu schützen. Es muss auch Raum für Entwicklung geben und man muss auch fehlgehen dürfen. Das meinte ich eigentlich.
Ich muss mich wohl besser ausdrücken.

Das Zweite ist, lieber Christoph Prange, wenn ich einen Beitrag hier einstelle, um damit Menschen zum Nachdenken zu bewegen, muss ich auch soweit vorbereitet sein, ihre Fragen beantworten zu können.
Zumal dies die erste Frage im Beitrag war. WO BLEIBEN EURE FRAGEN?

Dann ist es sicherlich nicht hilfreich, wenn ich lese: "Ich denke das es ad hoc schwer zu erklären ist, was den Mensch "Ganz" macht. Zumindestens hier in diesem Rahmen. Es gibt Menschen, die hatten und haben die Fähigkeit darüber Bücher zu schreiben...

Soll ich die jetzt alle lesen?

Ein sehr guter Lehrer sagte uns Schülern einmal: "Nur was man wirklich verstanden hat, kann man mit eigenen Worten wiederholen!"
Das sehe ich auch so.

:)

CP hat gesagt…

Der Antwort - auf die Frage "Was ist denn dieses neue und Ganze?", wenn sie denn ernst gemeint ist und wirklichem Interesse entspringt, keinem Zynismus - kann ich in ein paar Sätzen nicht gerecht werden, dafür bitte ich um Verständnis. Ich will nicht in Phrasen antworten und habe erklären wollen, das ich in anderer Textform, wie dem Gedicht oder in Bildern, machmal auf dieses "Ganze" und "Neue" hinweise. Das zu der Forderung, zu dem geforderten "muss" meiner Vorbereitung, auf Fragen einzugehen, die hier im Forum gestellt werden.

Ich denke nicht das ich ein Mensch bin, der nur gelehrte Dinge in leeren Phrasen, unverstanden, wiederholt, wenn denn das angeführte Zitat in diese Richtung zielt. Es mag vorkommen, ich bin davor nicht geschützt.
Wenn Sie ein paar meiner letzten Beiträge und Photos wahrnehmen, hoffe ich nicht, das dieser Eindruck entsteht.

Es ist richtig das ich fordere Fragen zu stellen. Ich gebe Antworten wie ich sie sehe, ganz Subjektiv.

Zu den Lügen: es gibt aus meiner Sicht sogenannte Positivisten, Anhänger eines tieferen, besseren Weges, oder einer Moral des Friedens, der Nächstenliebe, die zum Teil aus reiner "Selbstbeweihräucherung" nicht mehr sehen, als ihr eigenes Ego, ihr "Bauchgefühl" zulässt. Da hat dann jeder über die "Dinge" der "Welt" eine Meinung, ein(e) Bild über Gaia, aber leider oft kein Wissen.
Das ist etwas vereinfacht dargestellt und es ist sicherlich noch nicht alles dazu gesagt.
Aus der Welt des Suchenden wird da geschimpft über Theoretiker der Naturwissenschaften, die doch den wahren Gehalt der Erde nicht erkennen würden etc. Sehen sie aus rechtem Glauben nur ihr "New Age", den "esoterischen Pfad", ihren "Jesus" und verdammen den Rest in die Hölle? "Sie reden von Fortschritt, und legen verständissvoll die Arme um die Lügen ihres nächsten."
Damit meine ich, das es bisweilen dazu kommt, das man sich gerade in esoterischen, spirituellen Kreisen - oder sollte man sagen Banden - gelgentlich gegenseitig "Honig um den Mund schmiert."
Ich kritisiere an dieser Stelle die Einseitigkeit der Wahrnehmung auf unsere Welt und wenn diese Menschen von Ganzheit sprechen, reden sie eben oft nicht von der Ganzheit, sondern von ihrem Teil der Welt. Ich kritisiere, das sie mehr ausgrenzen, als das sie integrieren. Alte Lebenslügen werden also mit einem neuen Etikett weitergelebt. "Die Unfähigkeit zur Entwicklung wird zur Passion, alle reichen und glücklichen Menschen sind schlecht."

Dieses "Neue" und "Ganze" zu werden ist aus meiner Sicht die Notwendigkeit der Entwicklung eines Integralen Bewusstseins.

Annemarie hat gesagt…

Lieber Christoph Prange,
Ihre Antwort gefällt mir. Und nein Sie sind ganz sicher kein Mensch, der Phrasen drischt, wie man so schön sagt. Und ich ziehe den Hut vor dem, was Sie hier in den Raum stellen. In Ihrem Alter war ich mit solch belanglosen Dingen beschäftigt, dass ich heute darüber nur den Kopf schütteln kann.

Lassen Sie sich von niemandem in ihrem Weg beirren. Machen sie weiter, Ihnen und all jenen Menschen zur Ehre, die sich von Ihnen inspiriert fühlen.

Dennoch eine Anmerkung, ein Beispiel: Bei Steiner las ich etwas von Karma und nur durch dessen Auflösung kann der Mensch heil und ganz werden. Solche Aussagen widersprechen jedoch Ihrer Sichtweise. Sie sagen ja gerade, dass der Blick vieler Menschen in den Teilen des Ganzen hängenbleibt und somit Weiterentwicklung verhindert. Die Menschen müssten nur wollen, nur ihren Blickwinkel weiten, dann ginge es auch.

Doch ist es nicht vielmehr so, dass "offene Rechnungen" erst einmal beglichen werden müssen, um den Blick frei zu haben für das Ganze (was immer das auch ist)? Wie kann ich frei und offen sein, wenn ich das Gefühl habe, dass die Last ganzer Generationen auf mir lastet, darauf wartend, endlich erlöst zu werden?