Donnerstag, 18. Dezember 2008

Subjektiver Idealist (von Friedrich Greinke)



Wir gehen davon aus, dass jede Sache ein „Ding an sich“ als Grundlage ihrer Existenz hat, welches wir mithilfe unserer Wahrnehmung nie erkennen können. Was also der Stein an sich, bzw. seine Idee ist, können wir nicht erkennen, wir können nur seine Erscheinung erkennen, das heißt, wie er eben UNS erscheint.

Daraus lässt sich klar schließen, dass wir stets in allen Betrachtungen der Dinge im Leben einen subjektiven Standpunkt einnehmen.

Die tatsächlichen Sachverhalte, ihre Objektivität, bleibt uns immer verschlossen, da sie die absolute Wahrheit abbilden und wir niemals neutraler Beobachter der Dinge sind. Ein wahrhaft objektiver, also neutraler Beobachter kann nicht menschlich sein, da eben jeder Mensch alles subjektiv wahrnimmt. Er ist eben den Dingen nie absolut neutral gegenüber eingestellt, da er eben ein Mensch ist und in dieser Welt lebt und diese auf ihn direkt wirkt.

Neutral den Dingen gegenüber müsste also heißen: „Nicht von dieser Welt“, da man, sobald man sich in dieser Welt befindet, eine subjektive Wahrnehmung der Dinge hat.

Der einzig wahre neutrale und objektive muss also auf jeden Fall, um die Zusammenhänge zu verstehen, klüger als der Mensch sein. Nennen wir ihn „Gott“. Doch selbst die subjektive Erkenntnis seiner, wird sich als unmöglich herausstellen, da wir als Menschen nur das erkennen und verstehen können, was unser gleich- oder minderwertig ist. Da Gott jedoch, als objektiver, über uns stehen muss, wenn er als objektiv definiert wird, werden wir ihn nie erklären, erkennen oder verstehen können, da er sich eben unserem Verstande entzieht.

So verhält es sich nicht nur mit Gegenständen, sondern auch mit Sachverhalten.

Als Mensch sollte man sich stets bewusst machen, dass man eben alles nur subjektiv wahrnimmt und wahrnehmen kann. Ist man sich dessen bewusst und gesteht sich dies ein, nämlich dass man ein subjektiver Beobachter ist, dann kann man versuchen die Wahrheit der Dinge, die Idee oder die Dinge an sich im Ansatz zu erkennen und zwar, wenn man weitere subjektive Meinungen hinzuzieht. Alle subjektiven Meinungen zusammen bilden zwar keine Objektivität, jedoch führen sie an diese durch eventuell vorhandene Gemeinsamkeiten heran, sie deutet quasi mit dem Finger auf sie, treffen sie aber nie.

Man kann sich also durch verschiedene subjektive Meinungen an die Wahrheit herantasten, aber eben nur, wenn man sich eingesteht, dass man nur ein subjektiver (befangener) Beobachter der Dinge und Sachverhalte ist.

Geht man jedoch davon aus, dass seine Meinung objektiv richtig ist, so gibt man wiederum vor, etwas nicht Erkennbares erkannt zu haben und stellt sich dadurch in diesem Moment auf eine Stufe mit „Gott“, da eben nur ER objektiv sein kann. Mit solch einem Menschen kann nie auf gleicher Ebene Diskutiert sondern nur gestritten werden, da er immer davon ausgeht, dass eben NUR SEINE Meinung die objektiv richtige ist. Solch ein Denken, verbunden mit rhetorischem Können und diversen Möglichkeiten, kann im Extremfall zu einer Diktatur führen, wie uns die Geschichte lehrt.

Doch jede Diskussion über Probleme sollte eigentlich dazu führen, durch den Austausch der subjektiven Meinungen eine Ahnung des tatsächlichen Sachverhaltes zu bekommen, auch wenn man ihn nie hundertprozentig erfahren wird.

Mit der Grundlage dieser Ahnung des tatsächlichen Sachverhaltes, können viele (auch zwischenmenschliche!) Probleme mit Leichtigkeit durch Ursachenforschung und ehrlichem Suchen nach Wahrheit gelöst werden.

1 Kommentar:

Kurt aka Roger Beathacker hat gesagt…

Das Problem, das hier uebersehen wird: selbst "Objekte", "Objektivitaet" usw. sind schon subjektive Setzungen. Mit anderen Worten: Eine "objektive" Welt gibt es nur schlageinheitlich mit der "subjektiven". Beide sind zwei Seiten ein und der selben Medaille - ein "Ding an sich" ist ein "Unding", weil es "an sich" gar keine "Dinge" gibt, denn ein "Ding" zu sein, bedeutet immer schon: als Ding wahrgenommen werden zu koennen, (als) Ding fuer "Anderes" zu sein, geht also immer mit der Gegebenheit eines wahrnehmungsfaehigen Subjektes einher.