Sonntag, 8. März 2009

Warum es gut sein kann, beschränkt zu sein


Unser Bewusstsein ist Licht, aber dieser Schein reicht oft nicht einmal bis zum Gartentor, oder ?
Stelle Ich die Frage nach der eigenen Identität, die parallel mit der Stufe des eigenen Bewusstsein zusammen gedacht werden kann, inwieweit sich dieses ausdehnt und was sie um schließt, so komme ich schnell ins längere Nach-Denken. Du auch ?

Anders:
Was verstehst Du unter Identität und mit was identifizierst Du dich ?

Umso länger Ich darüber nachdenke, desto stärker bewege ich mich auf eine Identitätskrise zu. Du auch ?

Eine Frage:
Ist eine konkrete Identifikation überhaupt notwendig ?

Holga Platte, ein Erziehungswissenschaftler schreibt in einem Artikel über die Problematik des "Identitätsbegriffs in der Alltagssprache": ,,Kaum ein Begriff weist bei seinem Gebrauch so wenig Identität auf, wie der Begriff "Identität"."
Im Brockhaus (1977) wird Identität beschrieben als ,,die in sich und in der Zeit als beständig erlebte Kontinuität und Gleichheit des Ich."
Hier scheint also die Identifikation auf das Ich reduziert geworden zu sein, also auf: persönliche Biographie, persönliche Entwicklung, persönliche Stärken und Schwächen, sowie die persönliche Haltung zu mir (Ich) und der Welt (Du). Eine "egozentrische" Identität.

Wenn es noch andere Ebenen der Identität gibt, wie könnten sie aussehen?

Eine dem polar entgegengesetzte "Maximalidentität" könnten wir vielleicht "Gott" zuschreiben.
Der Begriff "Gott", damit meine Ich hier etwas, das alles was ist umschließt, auch das, was wir eben noch nicht mit unserem Bewusstsein erfassen.
Zwischen diesen beiden Extremen pendeln wir wohl als Menschen!?

Ich blättere in meinen Notizen und finde interessante Aspekte zu diesem Thema.
Geschrieben sind folgende Gedanken von Ken Wilber:

,,Wenn wir sagen, das Identität sich z.B. von egozentrisch über soziozentrisch, zu weltzentrisch ausdehnt, dann heißt das nicht, das jemand auf der weltzentrischen oder der postkonventionellen Ebene überhaupt kein Ego hat; im Gegenteil, jemand auf der weltzentrischen Ebene hat ein sehr reifes Ego. Es bedeutet einfach, dass dieser Mensch vielfältige Perspektiven einnehmen kann, und nicht länger auf sein Ego beschränkt ist, und so moralische Urteile fällen kann, die auf Erwägungen von Fairness, Gerechtigkeit und Anteilnahme, unabhängig von Rasse, Hautfarbe, Geschichte oder Religion beruhen.
Er wird immer noch in seinem eigenen Interesse handeln, wo das angemessen ist, aber die Sphäre seiner Überlegungen ist unermesslich viel weiter und sein eigenes Interesse wird zunehmend die Interessen anderer einschließen, da sie in den Kreis seiner eigenen Identität fallen."

Dennoch, auf einer gewissen Ebene bin ich froh in der Identität und dem Bewusstsein "beschränkt" zu sein: so bleiben mir Begegnungen mit Menschen und Orten weiterhin ein Abenteuer ins "Ungewisse".
"[...] Dies Irgendwo dies Unbestimmte und doch leidenschaftlich Begehrende, dies Schreien des Fremden nach der Fremden, ist das Gewaltige."
Gewisse Momente werden besonders, sind einmalig, weil sie den Hauch des Unbekannten in sich tragen.

Keine Kommentare: